Unbequeme" Denkmale beim Tag des offenen Denkmals

Am 8. September in Karlsruhe 48 Veranstaltungen.

Der Sonntag, 8. September, ist der Tag des offenen Denkmals. Das Motto, das die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dieses Mal ausgegeben hat, lautet: "Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale" Sie lässt den lokalen Veranstaltern viel Platz für Interpretation, weil das Motto auf nahezu jedes Denkmal anwendbar ist.

Denn es stellt sich nicht selten die Frage, ob ein Gebäude oder ein sonstiges Denkmal wirklich schützens- und erhaltenswert ist. Die Beantwortung macht viele Denkmale in der Tat unbequem. Unbequeme Denkmale sind aber auch beispielsweise solche Bauten, die von ihrer Architektur oder sonstigen Gestaltung erhalten werden müssen, aber deren Nutzung eine eher unangenehme ist. Daher haben die Programmgestalter des Karlsruher Denkmalstags auch einige Gebäude ins wiederum sehr umfangreiche Angebot aufgenommen, die man nicht so gerne nutzt.

Das gilt etwa für das Gefängnis an der Riefstahlstraße, das 1894 bis 1897 vom berühmten Karlsruher Baumeister Josef Durm errichtet wurde. Es war seinerzeit nicht unumstritten, wurde es doch in ein Stadtviertel hineingelegt, das als gutbürgerlich galt. Durm hat daher die Erscheinungsform der Umgebung angepasst, ohne die Notwendigkeiten eines Gefängnisses außer Acht zu lassen. Führungen zur Außenfassade des Gefängnisses sind am Denkmalstag um 10 Uhr und um 11.30 Uhr vorgesehen. Nach innen kommen die Gäste verständlicherweise nicht.

Ein anderes Beispiel für ein "unbequemes" Denkmal ist das Bürklin'sche Mausoleum auf dem Hauptfriedhof. Auch dieses Gebäude hat ab 1911 Josef Durm errichtet. Die Familie des Reichstagsabgeordneten und Hoftheater-Intendanten Dr. Albert Bürklin sollte dort ihre letzten Ruhestätten finden. Durm, der sich der italienischen Renaissance verpflichtet gefühlt hatte, nahm sich das einige Jahre zuvor von ihm erforschte Theoderich-Grabmal in Ravenna zum Vorbild für seine Arbeit. Vor genau 100 Jahren wurde das Bürklin'sche Mausoleum fertig. Heute bietet es auf zwei Etagen "normalen" Sterblichen Platz für ihre Urnen. Um 11 und 14 Uhr führt die Leiterin des Info-Centers am Hauptfriedhof, Christiane Dietz, durch das Haus.

Heinrich Hübsch war der Baumeister, der 1829 bis 1833 die großherzogliche Finanzkanzlei am Schlossplatz errichtet hat. Bis 1945 war das Gebäude Sitz des Badischen Finanzministeriums. Heute beheimatet es das Regierungspräsidium Karlsruhe. Um 14 Uhr ist der Haupt­eingang Treffpunkt für eine Führung durch den Bau.

In seiner Art "unbequem" ist sicherlich auch das Revolutionsdenkmal am Kaiserplatz, das einen Kontrapunkt liefert zum Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I.. Dieser hatte als preußischer Kronprinz die Koalitionstruppen angeführt, die 1849 die badische Revolution endgültig niedergeschlagen haben. 27 Granitplatten vor dem Pferd mit den Namen standrechtlich nach der Revolution Erschossener hindern Wilhelm symbolisch daran, in die Stadt einzureiten. Um 10.45 und 12.45 Uhr gibt es Erläuterungen.

Aber auch zahlreiche "normale" Denkmale öffnen sich am 8. September Neugierigen. Über die ganze Stadt verteilt, gibt es an diesem Sonntag bei freiem Eintritt 48 Führungen und Veranstaltungen.

Das gesamte Programm des Karlsruher Tags des offenen Denkmals gibt es im Internet unter www.karlsruhe.de/denkmaltag. Dort kann Anfang September auch ein Link für mobile Anwendungen abgerufen werden.

Quelle: Pressemeldung Presse- und Informationsamt Stadt Karlsruhe

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