Drais lockt Spurensucher in die Fahrradstadt Karlsruhe

Veröffentlicht von Badische Neueste Nachrichten - Von unserem Redaktionsmitglied Kirsten Etzold am .

Reisejournalisten erkunden mit Karlsruher Touristikern den Fächergrundriss und des Erfinders Geschichte.Sogar aus den USA melden sich Besucher an.
Sonnig gibt sich die Fächerstadt gestern Mittag, die Radreisejournalisten aus ganz Deutschland sind angetan.

Iris Voltmann ist auf Einladung der Karlsruhe Tourismus GmbH (KTG) mit einer guten Handvoll Kollegen in der Fächerstadt unterwegs auf den Spuren von Karl Drais, dem „Urvater“ des modernen Drahtesels. (Siehe auch Stichwort.) „Ich möchte möglichst viel über Drais erfahren und seine spannende Geschichte aufarbeiten“, sagt die Stuttgarterin.
Schlag zwölf ist es, als Yvonne Halmich, Radtouristik-Expertin der KTG, der Gruppe die Leihräder bringt. Startpunkt ist eines der derzeit sechs fahrradfreundlichen Bett-und-Bike-Hotels in Karlsruhe, der Berliner Hof in der Douglasstraße. Für 2017 seien viele Reisejournalisten angemeldet, sogar aus den USA, berichtet Halmich. Die KTG kooperiert mit Mannheim, dem Tag in Karlsruhe folgen heute radtouristische Eindrücke in der Quadratestadt. Erstmal hat Halmich aber eine Radrundfahrt mit dem Drais-Kenner Martin Hauge organisiert. Am Lidellplatz, im Nymphengarten und natürlich vor dem Schloss sieht und spürt die Gruppe Zeitgeschichte und Begeisterung. „Hauge ist sozusagen Drais“, sagt Karin Kura aus Frankfurt beeindruckt, als die Gruppe aus der Februarfrische ins Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais kommt.
Im Obergeschoss des Hauses führt Museumsleiter Peter Pretsch die Gruppe in der Ausstellung zur Stadtgeschichte mit einigem Stolz zum Prachtstück der Drais-Ecke. „Diese Laufmaschine aus dem Original-Nachlass ist in den Besitz der Stadt gelangt, so dass wir es präsentieren können“, erklärt Pretsch. „Vielleicht hatte Drais es sogar bei seiner Reise nach Brasilien dabei.“ Stifte huschen über kleine, rucksacktaugliche Notizblöcke. „Hat das jetzt eine Bremse?“, will Karin Kura mit Blick auf das große Holzgefährt wissen. Hat es nicht, sie könnte im Lauf der 200 Jahre aber verlorengegangen sein, erklärt Pretsch. Kura schreibt viel über das Fahrrad. Angesichts chronisch von Autos verstopfter Straßen in der Mainmetropole sei ihr das Leserinteresse gewiss, verrät sie: „Das Rad wird für immer mehr Leute Thema, im Alltag und in der Freizeit.“ Mit einem Porzellangedeck aus der Zeit um 1820 zeigt Pretschs Haus neuerdings, welchen Spott Zeitgenossen über Drais ausschütteten. Man zeigt den Erfinder, wie er seinem Hut nachjagt, sein „Kunst Cabinet“ ist eine Holzkiste. Jens Golombek aus Hamburg nimmt aus der Fächerstadt möglichst viele solcher Facetten und Fakten mit für eine Extra-Reisebeilage der Welt am Sonntag, die sich allein ums Fahrrad dreht. Jährlich nimmt Golombek in der Hansestadt bis zu 5 000 Kilometer unter den Lenker, Radreisen im Ausland kommen dazu. In Karlsruhe radle es sich angenehm wegen der Fahrradstraßen und der Übersichtlichkeit des Stadtgrundrisses, findet der Reiseredakteur. „Die Bedeutung, die Drais für die Entwicklung des Fahrrads hat, war mir in diesem Ausmaß nicht bekannt“, gesteht er. „Es macht mich betroffen, wie lang es gedauert hat, bis Drais endlich Anerkennung bekommt.“ Und noch etwas fällt ihm auf beim Tagesbesuch: „Das Thema Drais ist hier in der Stadt spürbar sehr lebendig.“

Quelle: Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | KARLSRUHE | 04.02.2017

 

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