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Verkehrsbetriebe und Stadtwerke Karlsruhe testen Fernwärme zum Beheizen von Weichen

Energiewende an der Wendeschleife: Weichen brauchen Wärme, zumindest im Winter. Damit bei Minusgraden die Gleiskonstruktion nicht zufriert und die beweglichen Teile eis- und schneefrei bleiben und somit ein störungsfreier Bahnbetrieb gewährleistet wird, heizen auch die Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) rund 320 ihrer 486 Weichen im Stadtgebiet – primär geschieht dies mit Strom.
An der erneuerten Wendeschleife am Rheinhafen haben die VBK und die Stadtwerke Karlsruhe bei einem Pilotprojekt in den vergangenen Monaten die Versorgung von vier Weichenheizungen mit Fernwärme getestet.

„Als kommunales Verkehrsunternehmen stehen wir für umweltfreundliche Mobilität. Deshalb möchten wir auch gerne im Infrastrukturbereich verstärkt auf diese ressourcenschonende Energiequelle setzen“, erklärt Mario Naumburg, Leiter des technischen Büros der Instandhaltung bei den VBK. „Nachdem das Projekt baulich abgeschlossen ist und die Weichenheizungen in Betrieb sind, wird dieses Jahr ein Monitoring der Anlage durchgeführt. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, wollen wir weitere Weichen in Karlsruhe per Fernwärme beheizen und somit auch Betriebskosten senken“, sieht er neben dem ökologischen auch einen wirtschaftlichen Aspekt, der für einen Wechsel zur preisgünstigen Fernwärme spricht.

"Wir haben wertvolle Erkenntnisse gewonnen"

Für die Erprobung des Vorhabens im Karlsruher Westen wurde zur Energieversorgung der vier Weichenheizungen vom Typ „Turnout Sandwich Radiator“ eine in der Nähe verlaufende Fernwärmeleitung der Stadtwerke genutzt. Über eine Übergabestation von einem Abzweig der Fernwärmeleitung haben die Stadtwerke einen Wärmetauscher mit einer Leistung von 20 Kilowatt installiert. Diese Leistung reicht aus, um ein Einfamilienhaus zu beheizen. Die durchschnittliche Temperatur aus der Fernwärmeleitung beträgt 60 Grad Celsius.

Auch Dr. Manuel Rink, der Bereichsleiter Fernwärme bei den Stadtwerken, sieht in dem Pilotprojekt einen positiven Ansatz, der weiterverfolgt werden soll: "Der Einsatz von Fernwärme zur Weichenbeheizung ist selbstverständlich dem Einsatz von Strom vorzuziehen, wenn so günstige Ausgangsverhältnisse anzutreffen sind, wie hier direkt neben dem Heizkraftwerk West. Wir haben für die nächste Weichenheizung bereits einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen, um die Prozesse weiter zu optimieren.“

Schmierstoffe dürfen nicht verdampfen

Die große Herausforderung beim Beheizen der Weichen ist, die richtige Abstimmung bei der Energiezufuhr zu finden. „Die Anlage muss zum einen eine ausreichende Heizleistung bringen, damit sich die Weiche auch bei Schnee und Eis noch umstellen lässt. Gleichzeitig dürfen die bei den Weichen verwendeten Schmierstoffe durch die Wärme nicht beeinflusst werden oder gar verdampfen“, führt Naumburg aus.

Gewärmt wird vor allem die so genannte Backenschiene. Dadurch schmelzen der Schnee und das Eis zwischen der Weichenzunge und der Backenschiene. So bleibt die Weichenzunge, die die Fahrtrichtung der Bahnen bestimmt, beweglich. „Allerdings wird eine Weiche im Winter nicht durchgängig beheizt, dies wäre schlicht Energieverschwendung“, erklärt der Bauingenieur. „Deshalb setzen wir Messinstrumente ein, die den Niederschlag sowie die Luft- und Schienentemperatur auswerten. Nur bei entsprechenden Parametern wird über einen Schaltschrank die Heizung aktiviert“, skizziert Naumburg die komplexe Technik, die hinter der Gleiskonstruktion steht.
Quelle: Pressemitteilung KVV

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