Schnelltests für alle: Das plant Baden-Württemberg

Veröffentlicht von Muehlburg-Live.

Im Kampf gegen das Coronavirus hat Bundesgesundheitsminister Spahn kostenlose Schnelltests angekündigt. Die baden-württembergische Landesregierung will heute auf einem Gipfel über die weitere Teststrategie beraten.

 

Bei einem Spitzengespräch mit den Kommunalverbänden und Hilfsorganisationen will die baden-württembergische Landesregierung heute über das weitere Vorgehen bei den Schnelltests beraten - wenige Tage vor der schrittweisen Öffnung von Grundschulen und Kitas. Die kommunalen Landesverbände wollen Klarheit über die künftige Teststrategie des Landes und die finanziellen Rahmenbedingungen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte am Dienstag kostenlose Corona-Schnelltests für alle Bürgerinnen und Bürger ab 1. März angekündigt.

Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) versprach, den Vorstoß in das Spitzengespräch mit einfließen zu lassen. Lucha sagte, er stehe im engen Austausch mit Spahn. Außerdem kündigte er an, eine große Landesreserve an Selbsttests aufbauen zu wollen, sobald diese zugelassen seien. Eine Kabinettsvorlage dazu sei bereits in Arbeit.

Spahn hatte mitgeteilt, dass Schnelltests mittlerweile ausreichend am Markt verfügbar seien, um sie allen anbieten zu können. "Auch Laien-Selbsttests sollen nach ihrer bald erwarteten Zulassung durch das Bundesamt für Arzneimittel für alle zugänglich sein", kündigte Spahn weiter an. "Diese Testmöglichkeiten können zu einem sicheren Alltag beitragen, gerade auch in Schulen und Kitas."

Lehrerverbände fordern Schnelltests vor Ort an Schulen

Lehrerverbände von Gymnasien, Realschulen und Berufsschulen in Baden-Württemberg forderten unterdessen in einer gemeinsamen Mitteilung, dass freiwillige Schnelltests für Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler vor Ort an den Schulen zur Verfügung gestellt werden müssten, um eine mögliche Coronavirus-Ausbreitung frühzeitig einzugrenzen. Das Konzept der baden-württembergischen Landesregierung sieht bislang vor, dass Beschäftigte an Schulen und Kitas zwei kostenlose Schnelltests pro Woche in der Arztpraxis oder in der Apotheke machen können.
Nach dem Lockdown öffnen die Grundschulen und Kitas in Baden-Württemberg nach den Ferien - Kritik gibt es an der Test-Strategie des Landes. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael)
Lockerungen in Baden-Württemberg "Es wird nicht funktionieren": Kritik an Corona-Teststrategie für Kitas und Schulen

Verband: Nicht jede Apotheke wird Schnelltests anbieten können

Die Apotheken in Baden-Württemberg können Corona-Schnelltests aber wohl nicht flächendeckend anbieten. Oft scheitere es an personellen Kapazitäten oder der Erfüllung räumlicher Vorgaben, sagte ein Sprecher des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg der "Heilbronner Stimme" und dem "Mannheimer Morgen" (Mittwoch). Die Tests würden nicht im Kundenbereich der Apotheke, sondern in separaten Bereichen durchgeführt. Eine Sprecherin der Landesapothekerkammer in Baden-Württemberg erklärte, ein flächendeckendes Angebot von Schnelltests durch Apotheken werde in Baden-Württemberg nicht möglich sein, denn jeder Apothekenleiter dürfe eigenverantwortlich entscheiden, ob er die personellen und sächlichen Ressourcen bereitstellen könne.

Eine Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung in Baden-Württemberg sieht bei Schnelltest-Angeboten in Arztpraxen hingegen keine Probleme. Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte würden Schnelltests in ihren Praxen möglich machen.

Tübinger Notärztin Federle übt scharfe Kritik an Teststrategie

Die Tübinger Notärztin Lisa Federle, die bereits seit Ende November Schnelltests einsetzt, nahm die Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Spahn mit Erleichterung auf. "Diese Maßnahme war überfällig", sagte Federle. Ihr Vorgehen mit den Schnelltests hätte nachgewiesenermaßen einen spürbaren Effekt auf die Inzidenz im Landkreis Tübingen, so die Notärztin.

Kostenlose Schnelltests für alle: wie organisieren und finanzieren?

Die Arbeit von Landesgesundheitsminister Lucha kritisierte sie erneut scharf. Seit Oktober habe sie Lucha mehrfach dazu aufgefordert, sich um die Bereitstellung und Finanzierung der Schnelltests zu kümmern. Diese dringenden Bitten seien an dem Minister abgeprallt wie an einer Betonwand. "Lucha kam einfach nicht in die Puschen", sagte Federle. Sie sei es leid, die Arbeit des Sozialministeriums zu machen.

Schnelltests seien eine der wichtigsten Möglichkeiten, um bei der Öffnung von Schulen, Kitas, Friseurläden, aber auch in den Betrieben das Infektionsgeschehen zeitnah im Auge zu behalten, so Federle weiter. Viele Landkreise, Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg und bundesweit hatten eine Schnelltest-Strategie nach Tübinger Vorbild umgesetzt. Wichtig sei nun, eine klare Teststrategie anzuwenden, um die besonders gefährdeten Gruppen herauszufinden und dann die Maßnahmen entsprechend anzupassen, so die Tübinger Ärztin
Quelle: SWR Aktuell Baden Württemberg

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