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Regierungspräsidentin stellt sich kritischen Fragen

Bei Info-Veranstaltung in Mühlburg in Sachen Flüchtlinge klagen Bürger über Belästigungen und Zahlenangaben
Debatte um Christian-Griesbach-Haus
Von unserem Redaktionsmitglied Theo Westermann
Andrang bis auf den sprichwörtlich letzten Platz: Zwar ist durch den starken Rückgang der Flüchtlingszahlen in den Landeserstaufnahmen in Karlsruhe der Druck im Kessel lang nicht mehr so stark, dennoch kamen gestern Abend viele Bürger zur Info-Veranstaltung „Flüchtlinge in Karlsruhe“ des Regierungspräsidiums.

Direkter Anlass für die Ortswahl Mühlburg: Die Anfang November stattgefundene Verlegung der Einrichtung für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge vom Anna-Leimbach-Haus in Durlach ins Christian-Griesbach-Haus in der Sophienstraße in Mühlburg. In dem einstigen Altersheim waren bisher schon Flüchtlinge, wesentlich unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, untergebracht. Regierungspräsidentin Nicolette Kressl nutzte die Gelegenheit, um wie Polizeipräsident Günther Freisleben vor rund 200 Bürgern über die aktuelle Situation zu informieren. „Vor eineinhalb Jahren hatte uns wesentlich die Frage beschäftigt, wie wir für die Flüchtlinge ein Dach über den Kopf bekommen,“ sagte Kressl. Ohne die vielen ehrenamtlichen Helfer hätte man dies nicht geschafft. In Hochzeiten waren es im vergangenen Jahr 1 300 Neuankömmlinge am Tag, nun sind es 80 bis 100 am Tag. Zurzeit sind es noch vier Standorte für die Erstaufnahme in Karlsruhe. In Mühlburg bewegten wesentlich Mühlburger Sorgen und Themen den Abend: Massimo Ferrini, Vorsitzender des Bürgervereins, fragte, wie viele Flüchtlinge im Griesbach-Haus untergebracht werden. „Das ist für uns wichtig“. Zurzeit sind es 69, es sollen aber bis zu 250 sein, so Martin Steffens vom Regierungspräsidium. Auch Familienangehörige sollen untergebracht werden. Dieser Hinweis und die Zahlen führte zu Unmutsbekundungen. „Jetzt sind es Schutzbedürftige und Familienangehörige, auch keine Kinder, sondern Jugendliche,“ so ein Bürger, der das Regierungspräsidium aufforderte „von Anfang an die Wahrheit zu sagen“. Kressl verteidigte die Sinnhaftigkeit der. Einrichtung. Eine Anwohnerin kritisierte ebenfalls die Dimensionen und verwies auf „desolate Zustände“ in den vergangenen Monaten, auf Lärm und Dauerbelästigung. „Das ist Psychoterror, der da mit uns getrieben wird“. Andere Bürger formulierten ähnliche Beschwerden.

Martin Steffens forderte die Anwohner auf, den Sicherheitsdienst des Heimes und den neuen Betreiber, das DRK, einzuschalten. Weiteres Thema waren die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Karina Langeneckert, Leiterin der Sozial- und Jugendbehörde und Reinhard Niederbühl, Leiter des Sozialen Dienstes informierten über die Lage. Momentan sind 160 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Karlsruhe. „Das wichtigste ist der Schulbesuch“, so Karin Langeneckert. Was man mache, um den Jugendlichen unser Frauenbild nahezubringen, fragte eine Besucherin. Reinhard Niederbühl räumte ein, dass es speziell im Europabad eine „Übergriffsproblematik“ durch junge Flüchtlinge gegeben habe. „Wir haben aber konsequent mit Sanktionen reagiert.“
Andere Besucher schilderten positive Erfahrungen im Umgang mit jungen Flüchtlingen. Die städtische Integrationsbeauftragte Meri Uhlig berichtete von entsprechenden Anstrengungen und Initiativen. Die Veranstaltung war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet.

Quelle: Badische Neueste Nachrichten | Karlsruhe | KARLSRUHE | 18.11.2016

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